Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten sich an vielen Orten in Deutschland die in der NS-Zeit als eigenständige Organisation verbotenen Evangelischen Studentengemeinden neu. 1947 wurde in Stuttgart eine Geschäftsstelle für den Dachverband der ESGn eingerichtet. Dieser Dachverband feierte nun 77 Jahre ESG. Gottesdienst und Festakt 77 Jahre Bundes-ESG wurden am Samstag, den 14. September, in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin im Rahmen der ESG-Vollversammlung mit etwa 150 geladenen Gästen und Delegierten gefeiert. Im Gottesdienst predigte die frühere Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au zum Thema „Im Angesicht der Hoffnung die Welt retten“. Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich Bedford-Strohm, betonte in seinem Grußwort: „Gegenüber einer Kultur des Egoismus, der menschlichen Kälte und nationalistischer Selbstüberhöhung muss die Kirche klar Flagge zeigen.“ Inhaltlich knüpfte das Grußwort von Klaus-Dieter Kaiser, ehemaliger Generalsekretär der Bundes-ESG, unmittelbar an: „Für die Studierenden sind die Evangelischen Studierendengemeinden (ESGn) Lernorte der Demokratie.“ Im dreifachen Festvortrag wurden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der ESGn in den Blick genommen. Dabei stellte Christiane Ehrengruber, ehemalige Chairperson der World Student Christian Federation - Europe (WSCF Europe), fest: „Studierendengemeinden sind wunderbare Orte, die in vielerlei Hinsicht jetzt schon leben, was wir in Zukunft gesamtkirchlich immer mehr lernen müssen.“ Die ESGn haben es immer wieder verstanden, sich aus dem Glauben heraus ins politische Geschehen einzubringen, etwa in der Studentenrevolte 1968 und in der Antiatomkraftbewegung Anfang der 1980er Jahre. Im Osten waren sie das „Nadelöhr der Freiheit“ (Harro Lucht, ostdeutscher Studentenpfarrer) in einem von der SED-Herrschaft geprägten Staat. Während der Corona-Pandemie waren sie oft die einzige Institution auf dem Campus, die für Studierende und Mitarbeitende der Universität ansprechbar war. In ihrer thematischen Arbeit stehen heute bei den rund 110 ESGn bundesweit insbesondere die Themen Nachhaltigkeit und Klima, Demokratieförderung und Frieden auf der Agenda. Daneben hat auch die internationalere Arbeit einen hohen Stellenwert. Die Bundes-ESG setzt sich dafür ein, dass die ESGn auch in Zukunft ein Ort für junge Menschen sein können, an dem sie in protestantischer Perspektive suchen, fragen und handeln können.